birthlover Magazin

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Beckenbodenarbeit nach der Geburt

Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung meiner Arbeit mit Frauen, die Kinder geboren haben. Sie besuchten mich in der Praxis nach Schwangerschaft, während der Menopause, mit verschiedenen Sorgen rund um ihre Blase und ihren Beckenboden.

Viele dieser Frauen haben große Liebe entwickelt zu ihrem Beckenboden, sind in dieser Hinsicht selbstbestimmt und aktiv vertraut mit den Vorgängen in ihrem Körper und können Beckenbodenschwäche oder Veränderungen der Rektusdiastase selbst beeinflussen und regulieren, weil sie verstehen und fühlen, was ihr Körper signalisiert. Genau dieses Selbstbewußtsein als Frau zu ihrem Geschlecht, ihrem Bauch, ihrem Boden ist Ziel meiner Arbeit.

Die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, bestehen aus zahlreichen Fortbildungen und Fachliteratur im Laufe der Jahre. Ich halte es für sehr wichtig im Wandel der Zeit gewonnene Erkenntnisse nicht in Stein zu meißeln, sondern sich mit ihnen zu verändern. Das bedeutet, dass auch dieser Artikel irgendwann aktualisiert werden muss. 

Die wichtigsten Erkenntnisse jedoch lassen sich nicht in Büchern nachlesen, sondern allein durch Erfahrung gewinnen. Der wichtigste Bestandteil meines Erfahrungsschatzes stammt aus meinen zahlreichen Gruppen von Frauen, die mir die Möglichkeit gaben mit ihnen zu wachsen. Durch individuelles Tasten und den direkten Austausch lernte ich. Dafür möchte ich mich aus tiefstem Herzen bedanken.

Des Weiteren ist für mich die Selbsterfahrung ein wichtiger Bestandteil, also an meinem Körper zu erfahren, was ich tue. Es gibt gemeinsame Prinzipien, die allen Frauen innewohnen und selbstverständlich Unterschiede. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen zu können, muss ich mich und meinen Körper gut kennen.

Zuletzt möchte ich an dieser Stelle meinen Kolleginnen und Lehrerinnen zuwinken, die ebenfalls einen großen Teil dazu beigetragen haben mein gewonnenes Wissen zu ergänzen und zu erweitern. 

Und so ist dieser Beitrag an alle Frauen gerichtet, die sich für den Beckenboden im Zusammenspiel mit dem Körper interessieren.

Das wie und das was

Mit meinen Workshops reise ich durch Deutschland und ich komme mir vor wie eine Aufklärerin der zweiten Generation. Nach der sexuellen Aufklärung in den 70er Jahren, die als Fragestellung das „WAS geschieht in unserem Körper“ aufklärte,  folgt nun die Aufklärung zur Frage „ WIE kann ich selbst darauf Einfluss nehmen“. Das ist meine Aufgabe, wertvoll, spannend und stärkend.

In diesem Sinne nenne ich es beim Namen, es geht um das Öffnen und Schließen von Vagina, Anus und Harnröhrenschließmuskeln. Es geht um Halten und Loslassen, Anspannen und Entspannen und um den tiefen Atem.

Tiefer geblickt betrachten wir Zusammenhänge zwischen Beckenboden Strukturen und unserer inneren und äußeren Haltung. Schnell wird klar, dass es sich beim Thema Beckenboden nicht um ein isoliertes Bündel von Muskeln handelt, sondern es zahlreiche Synergisten, also Helfer gibt, die zusammen mit dem Beckenboden unsere Haltung beeinflussen. Ich spreche von all jenen Muskeln die Beckenbodenschwäche und Rektusdiastase ausgleichen. Ein System von Helfern, die sich nach dem schwächsten Glied in unserem Körper richten, wie beispielsweise nach der Geburt eines Kindes.

Dies zu verstehen und als Frau wertschätzen zu lernen, einen liebevollen Blick auf sich selbst zu werfen, das wünsche ich mir. Dieser Blick verändert viel, er verwandelt Schwäche in Heilung und möge uns und alle Frauen in unserem Umfeld stärken.

Rückbildung als Kursformat

Der Anfang

Bevor ich mit Gruppen in die intensive Arbeit mit dem Beckenoden einsteige, gibt es einige grundlegende Vorbereitungen, die ich für sehr wichtig halte, damit der Kurs gut gelingt.

Im Grunde habe ich Menschen zu mir eingeladen. Wenn diese Menschen sich wohlfühlen, die Zeit genießen können und in eine entspannte Grundhaltung finden, geht es mir als Kursleiterin genauso.

Für eine intime Situation braucht es den entsprechenden Raum, eine eigene innere Haltung, einige Regeln und viel Humor. Insbesondere Kurse mit Babys können eine wunderbare Erfahrung der Unmittelbarkeit sein. Babys sind kleine Seismographen, die sehr genau die Stimmung ihrer Vertrauensperson wahrnehmen und neben ihren eigenen Bedürfnissen, diese Stimmung über ihre Baby eigene Art wiedergeben. Stress der Mutter wird mit Unruhe des Babys quittiert. Es gibt natürlich noch viele andere Gründe, warum Babys sich melden. Für mich als Kursleiterin bleibt aber die Frage, was kann ich tun, um den alltäglichen Stress in eine Kursstunde zu verwandeln, die ein gutes Gefühl bringen kann mit dem, was gerade ist.

Im folgenden unterscheide ich zwischen Gruppen mit Babys und Gruppen ohne Babys, denn beide Gruppen haben ihre Eigenheiten und sind grundsätzlich verschieden, insbesondere in der Art der Selbstwahrnehmung, der Gruppendynamik, dem Stressverhalten und auch in der Art des Einsseins mit sich oder mit sich und dem Baby.

Ankommen

Ankommen soll leicht sein.  Dazu zählen zunächst die Grundbedürfnisse wie Wärme, das Bereitstellen von Raum und Arbeitsgrundlagen sowie ausreichend Wasser zu trinken. 

Bei Gruppen ohne Anwesenheit der Babys, gebe ich den Frauen von vornherein die Möglichkeit offen mit ihren Handys umzugehen. Sie können ihr Handy mit in den Kursraum nehmen und jederzeit schauen, ob ihr Baby gut versorgt ist oder jemand sie ruft. Das passiert übrigens äußerst selten.

Der Raum

Wir treten gemeinsam ein in einen sicheren, geschützten, wertfreien Raum. In der Mitte des Raumes steht Wasser bereit, für jede Frau sollte es ein Sitzkissen, eine eigene Matte, eine Decke und alternative Sitzmöglichkeiten geben wie Hocker oder Stühle sowie einen Pilatesball.

Das Kennenlernen

Eine erste gemeinsame Runde bietet die Möglichkeit eines ersten Kennenlernens, offenen Fragen zu besprechen und sich umzuschauen. Dabei geht es nicht darum sich mit anderen zu vergleichen, sondern gewürdigt zu werden, mit Respekt und Freundlichkeit, die alles zulässt, was ist. Dieser erste Termin öffnet den Raum für eine mögliche Gruppe, in der jede doch bei sich sein kann. Es darf Lücken geben, Schweigen, Lachen, Fragen und Anregungen. Eine kleine Bestandaufnahme zum eigenen Beckenboden darf auch Teil dieser ersten Runde sein. Diese kleine Selbsteinschätzung ist besonders spannend, weil am Ende dieses kleinen Workshops, die Frauen bereits einen guten Einblick gewonnen haben durch die Werkzeuge, die sich ihnen nun bieten.

Ich stelle mich und meine Arbeit ebenfalls vor, öffne den Raum für alle Frauen, indem ich Ihnen genau erkläre, wo die Toiletten sind, die Getränke, die Decken etc.

In Gruppen mit Baby kommen noch weitere logistische Dinge hinzu, wie der Transport der Babys (Kinderwagen, Trage etc.), Windeleimer. Wir besprechen, wo gewickelt, gestillt, beruhigt werden kann.

Der erste Kurstermin

Der erste Kurstermin ist ein Basis Workshop auf den kleinsten Nenner gebracht. In 60 Minuten betrachten wir das Beckenbodenmodell, das in seiner Dreidimensionalität genau dem entspricht, was sich wirklich in uns befindet. Ich erkläre anhand dieses Beckenbodenmodells die drei Beckenbodenschichten und deren Synergisten. Erkläre die Funktionen der Schichten und die Zusammenhänge mit Körper und Nervensystem. Danach geht das Beckenbodenmodell einmal durch die ganze Gruppe und die Frauen können es anfassen. Ein sehr wichtiger Moment, denn bald weicht Fremdheit gegenüber dem was „ da unten“ ist, einer Begeisterung und Neugier und vor allem einer Selbstverständlichkeit in Berührung zu kommen mit dem Geschlechtsteilen, unseren schönen Öffnungen.

Viel Freude beim Erforschen, liebe Leserinnen und Leser, stellen Sie eine liebevolle Verbindung zu sich her und bleiben Sie eigensinnig.

Von Herzen Patricia Fürst

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